
2011/2019, 36×24cm,
9 images, Pigment print

2011/2019, 36×24cm,
9 images, Pigment print

2011/2019, 36×24cm,
9 images, Pigment print

2014-2016, 105×140cm,
7 images, Pigment print

2014-2016, 105×140cm,
7 images, Pigment print

2014-2016, 105×140cm,
7 images, Pigment print

2014-2016, 105×140cm,
7 images, Pigment print


2015/2019, 60×45cm,
5 images, Pigment print

2015/2019, 60×45cm,
5 images, Pigment print
Auf den ersten Fotos, die ich in meinem Leben gemacht habe, ist die Zahl „90 3 27“ in digitaler Schrift als Aufnahmedatum zu sehen. Vor 29 Jahren hatte mein Vater mir eine gebrauchte Kamera Fujica Auto 5 gegeben, die es mir ermöglichen sollte, unseren kommenden Familienurlaub zu dokumentieren.
Ich war 8 Jahre alt und das erste Bild zeigt ein Flugzeug am Flughafen. Am nächsten Tag, den 28. März 1990, besuchten wir einen Zoo in Hongkong. Für mich war es der erste Zoobesuch mit einer eigenen Kamera in der Hand. Nicht nur wegen der Tiere sondern auch wegen des Fotografierens war ich sehr aufgeregt und nahm ununterbrochen das, was ich sah und mich begeisterte, auf; ein Flugzeug, eine Eisenbahn, Vögel, eine Krokodil-Show und so weiter.
Einige Tage nach diesem schönen Urlaub kam mein Vater aus dem Dienst heim und in seiner Hand hielt er eine Tüte mit dem Logo des Fotoladens darauf. An seinem Gesicht las ich ab, was in der Tüte steckte, denn ich dachte nach der Rückkehr aus dem Urlaub immer wieder an die Bilder. Ich konnte nicht vergessen wie viel Spaß mir das Erlebnis des Fotografierens bereitet hatte. Das Lächeln meines Vaters und die Tüte weckten schnell konkrete Erinnerungen bei mir. Ich rannte zu ihm, riss ihm die Tüte aus der Hand, öffnete sie und schaute mir die Bilder an.
Dann, wie sonst nie, schrie ich ganz laut in meinem Kopf. „SCHEISSE! Was für eine SCHEISSE! Sind das wirklich die, die ich fotografiert habe? SCHEISSE, SCHEISSE! Ich sehe darauf NICHTS, sie erzählen GAR NICHT, was ich im Zoo gesehen und erlebt habe, was mich so sehr berührt hatte und was ich nie vergessen wollte. SCHEISSE, SCHEISSE, SCHEISSE! Ich hatte ganz andere Bilder im Kopf! Warum sind die Vögel darauf so winzig? Wie konnte ich die Gitterstäbe nicht bemerken? SCHEISSE, Fotografieren bringt überhaupt NICHTS!“
Die Bilder wecken bei mir die Erinnerung an meine erste Enttäuschung von mir selbst, meinem Fotografieren und meinem ersten Fotoergebnis und rückblickend war das eine Enttäuschung, die ich in Zukunft noch öfter erleben sollte.
V. Ist die Abkürzung für Vogel
Hayahisa Tomiyasu


2019, 24×16cm, 15 images,
Pigment print

13 Faltblätter, Digital print,
Auflage 20

Die liegende Acht
„Unendlichkeit“ – nicht mit dem Wort an sich haben Hayahisa Tomiyasu und Anna Vovan die gemeinsame Ausstellung in der Galerie b2 betitelt, sondern mit dem dafür verwendeten Symbol. Die liegende Acht markiert dabei ebenso zur Form geronnene Bewegungsspur, wie sie für die Aufladbarkeit von Zeichen allgemein steht. Beide Aspekte finden sich auch in den hier ausgestellten, unterschiedlichen Arbeiten der Künstlerin und des Künstlers wieder. Von der Fotografie herkommend, haben beide ihre Praxis über einen starren oder technischen Medienbegriff hinaus in den breiteren Rahmen des „Fotografischen“ entwickelt. In diesem als post-medial zu verstehenden Arbeitsbereich sprengen Abdruck, Prozessspur oder Lichtzeichnung die engeren Grenzen der ikonischen Abbildung, wie sie Fotografien als Repräsentationen gemeinhin oft zugeschrieben werden. Der medial breiter gefasste Begriff des „Fotografischen“ öffnet das Gezeigte zur poetischen Mehrdeutigkeit oder Zeichenhaftigkeit hin. So entfalten Vovan und Tomiyasu in den scheinbar glatten Oberflächen fotografischer Abzüge Vielschichtigkeit – manchmal Doppelbödigkeit.
more…Gabrielle Schaad (im Juni 2018)


NA T 250 LR
2016–2017, Serie
Pigment Print, je 85 × 65 cm, Auflage: 2 + a.p. 1

Edition, Auflage: 10 + 2 a.p.
29 × 22 cm, Pigment Print

Webcam drawings
2018, Griechenland_Thessaloniki_Aristoteles-Platz
Panorama-Blick auf den Platz vom Electra Palace Hotel
MEZ + 1STD
Glas, pigmentierter Marker, Holzleiste
110 × 160 cm und 15 × 21 cm



untitled (Cape), untitled (Phantom)
2018, 50 × 35 cm, gerahmt, Pigment Print

2018, 50 × 35 cm, gerahmt, Pigment Print

∞
2018, 8 Bilder, Pigment Print
je 22,5 × 17 cm, Auflage: ∞


Die liegende Acht
“Infinity“ — the symbol, not the word, forms the title of Anna Vovan and Hayahisa Tomiyasu’s joint exhibition at Gallery b2. The shape of a lazy eight alludes to both a formal representation of endless motion and the semiotic capacity of signs in general. Both of these aspects resurface in the different works exhibited by the artists. With photography merely as a point of departure, both artists have expanded a more rigid and technical definition of the medium into the realm of “the photographic“. The boundaries of pictorial and iconographic reference — which often restrict the definition of photography to that of a representational medium — are greatly expanded upon in this post-medial approach which produces works that are affirmative of this widened definition: imprints and reprints, processual trace material, or the transformation and manipulation of light to make drawings. The more permissive and permeable concept of “the photographic“ allows for a poetic and semiotic ambiguity. Beneath the seemingly glossy and smooth surface of the photographic print, Vovan and Tomiyasu embrace ambivalence and the unfolding of multiple layers of meaning.
more…Gabrielle Schaad (im Juni 2018), Translation / Übersetzung: Lukas Holldorf & Katie Krol

29 × 22 cm, Pigment Print
Hayahisa Tomiyasu, NA T 250 LR, 2016–2017
Anna Vovan, Webcam drawing, 2018

Es war am Sonntag, den 14. August 2011.
Kurz nach 15 Uhr ging ich spazieren.
Die Tarostraße entlang, dann die Straße des 18. Oktober.
Als ich um die Ecke der Deutschen National Bibliothek in die Curiestraße bog, begegnete ich einem Fuchs.
Von meinem Standpunkt aus sah ich die rechte Seite seines Körpers.
Der Abstand zwischen uns war nicht groß.
Er bemerkte mich wahrscheinlich nicht oder ignorierte einfach meine Anwesenheit.
Seine Augen waren geschlossen und er schnupperte an den Steinen zwischen dem Fußweg und einer angrenzenden Rasenfläche.
Einige Meter weiter auf dem Weg stand ein Einfahrtsverbotsschild.
Dann hockte er sich ins Gras, bewegte den Kopf einmal nach links und langsam wieder zurück.
Seine Augen waren dabei zu, er machte sein Geschäft.
Als er fertig war, richtete er sich auf und lief dann zügig in Richtung eines Gebüsches.
Kurz davor hielt er an und warf einen Blick in meine Richtung.
Dann verschwand er im Gestrüpp.
Die Spitze seines Schwanzes war leuchtend weiß.
Am Morgen des 30. August 2011 stand ich auf und schaute als Erstes aus dem Fenster.
Mein Zimmer befand sich auf der 8. Etage und ging nach Süden raus.
Vor dem Haus erstreckte sich ein Sportplatz.
Auf der rechten Seite befand sich eine Schwimmhalle und ein kleiner Fußballplatz, an den ein Fitnessclub angrenzte.
Auf der linken Seite gab es einen Sandkasten, eine Laufbahn, einen weiteren großen Fußballplatz und eine Tischtennisplatte.
Da sah ich einen Fuchs auf dem Sportplatz.
Ruhig überquerte er den Sandkasten und die Laufbahn.
Kurz vor der Tischtennisplatte hielt er an.
Er hob den Kopf und blickte in Richtung der Platte.
Dann lief er weiter und ließ den Platz hinter sich.
Seitdem wartete ich oft am Fenster auf ihn, aber er ist nie wieder aufgetaucht.
Allmählich fing ich an die Tischtennisplatte zu beobachten.
Hayahisa Tomiyasu




It was on Sunday August 14th, 2011 that I took a walk around 3 p.m. Down Tarostraße, then Straße des 18. Otkober. While I was turning the corner of the German National Library veering into Curiestraße, I came across a fox. From my angle I could see the right side of its body.
The distance between us was rather short. It probably did not notice me or chose to ignore my presence. Its eyes were closed and it was sniffing the stones between the sidewalk and the adjacent lawn. There was a “Do Not Enter” sign a couple of feet away on the sidewalk.
Then it squatted in the grass, tilted its head to the left and back again slowly. It kept its eyes closed and did its business. Upon finishing it rightened up and speedily proceeded towards the nearby shrubbery. Shortly before vanishing into the bushes it stopped and glanced in my direction. The tip of its tail was glowing white.
On the morning of August 30th, 2011 I got up and looked out the window first thing. My room was on the 8th floor looking south. In front of the building was an athletic field. Located on the right was an indoor swimming pool and a small soccer field, adjacent to a gym. To the left there was a sand pit, a running track, another larger soccer field and a ping pong table.
I spotted a fox on the athletic field, calmly crossing the sand pit and the running track. He stopped right before passing the ping pong table and lifted its head to look at it. Then he went on and left the field.
Ever since then I have frequently been waiting for it from the window, but it never appeared again. Slowly but surely I started to observe the ping pong table.
Translation: Lukas Holldorf & Kathleen Krol







Silber / Silver
Autos fahren überall. In Deutschland fallen mir japanische Autos auf. Gleichzeitig fallen mir in Japan deutsche Autos auf. Ich schaue mir gern Autos an. Ihre Form reizt mich besonders. Das Auto ist ein Massenprodukt. Wenn ich auf der Straße ein Modell, welches sowohl in Japan als auch in Deutschland zu finden ist sehe, lässt mich das an die PCFunktion “Copy & Paste“ denken. Aber der Hintergrund ist immer verschieden. Während des Sammelns von Autoaufnahmen habe ich begonnen, die auf der Straße liegenden Radkappen zu fotografieren. In Deutschland sind sie mir so erstmals begegnet. Von diesem Zeitpunkt an sind sie tief in meine Vorstellung von Deutschland verankert. Bei der Begegnung mit auf der Straße liegenden Radkappen frage ich mich oft, wie das eigentlich passierte. Um den Moment, in dem eine Radkappe sich von einem Auto löst mit eigenen Augen abzupassen, habe ich paar Tage an einer Kreuzung verbracht, an der oft Radkappen lagen. Aber es passierte niemals. Eines Tages habe ich zuhause ohne größere Erwartungen im Internet „Radkappen rollen“ eingetippt, um Aufnahmen von rollenden Radkappen zu sehen. Es tauchte ein Artikel auf, der mit der Überschrift „Werfen statt Rollen“ versehen war. Auch ein Video gab es, in dem ein Mann eine Radkappe in die Luft warf. Ich konnte entnehmen, dass jährlich in der Stadt Meppen die „Radkappen Weitwurf-Weltmeisterschaft“ stattfindet. Ich habe sofort entschieden, einmal dort hinzufahren.
Cars are everywhere. In Germany I notice Japanese Cars. At the same time I recognize a lot of German cars in Japan. I like looking at cars. Their shape is especially appealing to me. Cars are a mass product. Whenever I see a car model, that exists in both Japan and German, I am inclined to think about the „Copy & Paste“ function on computers. The background is always different though. While collecting photographs of cars, I simultaneously started taking pictures of hubcaps lying on the streets. I encountered this phenomenon in Germany for the first time. From this point on, they were unequivocably linked to my impression of Germany. While observing hubcaps scattered on the streets, I often wondered how that actually happened. In order to capture the moment when the hubcap actually detaches itself from the car with my own eyes, I spent a couple of days at an intersection, where hubcaps were to be seen quite frequently. But it never happened. One day, without expecting to much of it, I happened to search for „rolling hubcaps“ on the internet to see actual pictures of detaching hubcaps. Among the search results was an article captioned „Throwing instead of rolling“. There also was a video of a man hurling a hubcap into the air. From further research I gathered, that there was an annual „hubcap longthrow-worldcup“ in the city of Meppen. I instantly decided, to pay a visit.