Tobias Hild
COLORS OF DESCENTS
Sonderausstellung mit Tobias Hild, Julius Hofmann, Robert Seidel in der Kunsthalle G2, Leipzig (Mai – September 2017)
Die Ausstellung COLORS OF DESCENTS vereint Werke von drei künstlerischen Positionen, in denen der Einfluss visueller Strukturen von Computerspiel-Grafiken der frühen Neunziger Jahre auf die Malerei eine zentrale Rolle spielt. Tobias Hild, JuliusHofmann und Robert Seidel sind Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und stellen erstmals gemeinsam in der G2 Kunsthalle aus. Im Rahmen unterschiedlicher Aneignungsstrategien schöpfen sie aus einem Repertoire an Videogame-Szenerien, deren Bedeutung für die Entwicklung der Kunst bisher nur peripher reflektiert worden ist.
Der Titel COLORS OF DESCENTS verweist darauf, dass die Werke aller drei Künstler Reminiszenzen und Bezüge auf tief verankerte, prägende Erinnerungen und Erfahrungen „verborgener“ Welten aufweisen. Dabei stehen die „Abgründe“ (engl.: „descents“) unter anderem für die dunklen, unbekannten Sphären außerhalb unserer Lebensrealität, in welche die digitalen Spiele der ersten Generation mittels des schwarzen Hintergrundes am Bildschirm zu entführen vermochten. Die Ausstellung geht der Frage nach, wie Malereiansätze, die in der narrativen Tradition verankert sind, Phänomene des kollektiven (Jugend-)Gedächtnisses reflektieren. Die Schnelligkeit der digitalen Medien – besonders die Welt der Computerspiele – steht dabei im Kontrast zur Entschleunigung bzw. Konzentration, die das Medium der Malerei vom Betrachter einfordert.
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Die Kompositionen von Tobias Hild erinnern zunächst an Bühnenstücke. Der hohe Abstraktionsgrad der einzelnen Bildelemente sowie das Zusammenspiel von Figur und Raum basierend auf einfach erscheinenden Farben und Formen konterkarieren jedoch uns bekannte räumliche Verhältnisse sowie figürliche Merkmale und verweigern sich der Anschauung aus der Realität. In Auseinandersetzung mit virtuellen Spielwelten, die noch keine technischen Parameter zur Simulation von Dreidimensionalität im Bildschirmraum zur Verfügung hatten, schafft Hild zeichenhafte Bilder von großer visueller Präsenz. Die vermeintliche Naivität seiner expressiv-figurativen Bildsprache entspringt letztlich auch der Verweigerungshaltung, keine Darstellungen in Analogie zur Empirie zu schaffen. Im Gegensatz zu digitalen Scheinwelten und abbildhaften Trugbildern behaupten Hilds Kompositionen eine eigenständige Wirklichkeit jenseits von Simulation.